Video_Event Horizon
Das Böse schläft nicht
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst - kriegt aber nicht immer die hübschere DVD. Gegen den deutschen Release von Paul W. S. Andersons SF-Meisterwerk sieht das US-Pendant blaß aus.
18.10.2006
Während der liebenswerte Fanboy und Regisseur Paul W. S. Anderon gerade damit beschäftigt ist, "Resident Evil: Extinction" produktionstechnisch voran zu treiben (das Sequel "Alien vs. Predator: Survival of the Fittest" scheint ohne ihn auskommen zu müssen) und für die Game-Adaption "Castlevania" bald selbst wieder Platz im Regiesessel nehmen wird, gibt es zur Überbrückung endlich den ersten anständigen US-Streifen des Briten auch bei uns als zwei DVDs umfassende Special Edition.
Wer es seinerzeit nicht mehr erwarten konnte und gleich zur bereits länger erhältlichen Region-1-Alternative gegriffen hat, wird sich angesichts dieser Ausgabe wohl in den Hintern beißen. Mußten sich hiesige Verpackungsfetischisten nämlich bisher mit Holzschachteln und zuweilen auch hübschen Digipacks zufriedengeben (auf die dämliche Methode, normale DVD-Hüllen in einen zusätzlichen Pappschuber zu geben, wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst eingehen), bekam der Rest der Welt unter anderem die "Alien Quadrilogy "in Form eines Alien-Kopfs serviert, und auch den Predator gab es in entsprechender Verpackung.
Die hochwertige und wunderschöne Raumschiffhülle, die man Andersons wunderbarem B-Movie angedeihen ließ, stimmt jedoch wieder versöhnlich. Doch genug von Äußerlichkeiten geschwärmt - bekanntlich zählen ja die inneren Werte.
Zur Handlung: Eine gut aufeinander eingespielte Raumschiffbergungs-Crew wird in die Weiten des Weltalls geschickt, um einem Funksignal nachzugehen. Als die Mannschaft unter Captain Miller (Lawrence Fishburn) erfährt, daß es von dem vor sieben Jahren unter mysteriösen Umständen verschwundenen Raumschiff "Event Horizon" kommen soll, ist sie davon gar nicht begeistert, da sich zahlreiche Spukgeschichten um das Schiff ranken. Alles Humbug - behauptet der mitreisende Forscher Doc Weir (Sam Neil), der seinerzeit maßgeblich am Bau des geheimnisvollen Schiffs beteiligt war. Doch weil Wissenschaftler bekanntlich lügen, wenn es um ihre intellektuellen Babies geht, trauen ihm die Arbeiterklasse-Herrschaften nicht über den Weg - und zwar zu Recht. Sobald die Weltraumrecken das finstere Schiff nämlich betreten haben, werden sie von ihren schlimmsten Ängsten geplagt - jeder hat schließlich sein ganz persönliches Schuld-Pinkerl zu tragen - und bekommen Höllenvisionen zu Gesicht, die selbst dem Barkerschen Pinhead den Schweiß auf die nagelübersäte Stirn getrieben hätten.
Selbst zehn Jahre nach Erscheinen kann man sich bei Andersons Haunted-House-im-Weltall-Variation noch wunderbar fürchten und schrecken. Dank der ausführlichen Dokumentationen über die Produktion auf Disc 2 gibt es auch die sagenumwobenen Deleted Scenes zu "Event Horizon" erstmals zu sehen. Besonders in den leider nur mehr fragmentarisch erhaltenen Orgien der Horizon-Besatzung geht es im wahrsten Sinne des Wortes ans Eingemachte.
Somit erhält der SF-Horror-Hybrid endlich die DVD-Umsetzung, die er verdient hat; lediglich die Audiokommentare von Regisseur und Produzent lassen zu wünschen übrig. Wer Andersons ansonsten vortreffliche und tief in die Materie eintauchenden Kommentare kennt (für eine US-Neuauflage von "Resident Evil" nahm er sogar noch einen Extra-Kommentar auf, weil Mila in der herkömmlichen Version zuviel schwafelte), wird etwas enttäuscht sein. Aber dafür gibt´s halt die wunderschöne Verpackung ...
Jürgen Fichtinger
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