Games_Prince of Persia - The Sands of Time

1000 und eine Nacht

Ein Kult-Game feiert seine Auferstehung. Die Story ist so grandios wie die Prinzessin schön und könnte aus einer orientalischen Märchensammlung stammen.    09.12.2003

Ach ja, früher war halt doch alles besser. Damals, als die Spiele noch in 2D daherkamen und ihr Hochfahren oft länger dauerte als die ersten paar Levels zusammen, da war die Welt noch heil. Aber trifft diese abgedroschene Phrase (die wohl jeder so ähnlich von seinen Großeltern gehört hat) wirklich den Nagel auf den Kopf? Nicht ganz. Man soll nicht alles Neue automatisch verteufeln - denn "Prince of Persia: The Sands of Time" läßt seine zweidimensionalen Vorgänger ziemlich blaß aussehen.

Na gut, aber was hat es mit dem seltsamen Untertitel auf sich? Nun denn: Auf der Suche nach der Anerkennung seines Vaters erbeutet der junge Prinz von Persien einen goldglänzenden Dolch - ohne zu ahnen, daß dieser in Kombination mit einem riesigen Stundenglas den sogenannten Sand der Zeit freisetzt. Dies hat zweierlei zur Folge: Erstens wird alles, was in Kontakt mit der magischen Waffe kommt, zu einem hirnlosen Untoten (ein äußerst unangenehmer Nebeneffekt). Zweitens jedoch ist der Besitzer des Dolches in der Lage, den Fluß der Zeit zu verändern. Der böse Großwesir Jaffar ("Ich will Kalif werden anstelle des Kalifen", man kennt das ja) setzt den Sand der Zeit frei, aber dem Prinzen gelingt es, den Dolch an sich zu reißen und zusammen mit der Prinzessin zu fliehen. Und so nimmt die (Liebes-)Geschichte ihren Lauf...

Nach dem filmreifen Intro (Hollywood, verneige dich!) kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Hier paßt einfach alles. Die PS2 zaubert ein optisches Feuerwerk auf den Bildschirm, das seinesgleichen sucht, und die arabischen Klänge tun ihr übriges, um dieses Bild zu vervollständigen. Die deutsche Lokalisation ist absolut phantastisch, die Stimmen perfekt auf die Akteure abgestimmt, und die Dialoge (aber vor allem die Monologe des Prinzen) bringen einen immer wieder zum Lachen.

Im Grunde besteht das Spiel aus zwei Teilen, einem Geschicklichkeits-Part und der Erprobung der kämpferischen Fertigkeiten. Bei jedem Betreten eines Raumes sieht man einen kurzen Kameraschwenk, der den ungefähren Weg zum Ziel vermittelt. Zusätzlich durchlebt der junge Prinz an jedem Speicherpunkt einen Flashback bzw. eigentlich einen Flashforward, bei dem man bruchstückhaft zukünftige Ereignisse zu sehen bekommt.

Die Aufgaben - sowohl die Kämpfe als auch die Akrobatikeinlagen - werden mit Fortschreiten des Games immer anspruchsvoller, jedoch nie frustrierend, da man bei einem Scheitern einfach die Zeit zurückdreht und es besser macht. Mit der Kombination von Speicherpunkten und dem "temporalen Zurückspulen" hat Ubisoft den perfekten Spagat zwischen übertriebener Quicksave-Funktion und frustrierendem Schwierigkeitsgrad gefunden. Ein dickes Lob hierfür - andere Entwickler sollten sich daran ein Beispiel nehmen. Die kurze Spieldauer läßt sich dadurch erklären, daß die Stunden nur so verfliegen, ist also eigentlich ein Zeichen für enormen Spielspaß. Außerdem bringen die freischaltbaren Original-2D-Klassiker Nostalgie pur, auch wenn sie mittlerweile gegen ihren jungen 3D-Bruder viel an Flair verloren haben. Die Endsequenz ist nicht minder beeindruckend wie das Intro und läßt den Spieler mit einem Lächeln im Gesicht staunend vor der PS2 sitzen.

Ohne lange Umschweife: An diesem Game werden sich zukünftige Neuauflagen messen lassen müssen; eine wahrlich schwierige Aufgabe für kommende Spielegenerationen. Denn "Prince of Persia: The Sands of Time" ist jetzt schon, und das kann man vorbehaltlos behaupten, eine lebende Legende und wird wohl ebenfalls bald den Status "Kult" ergattern.

Christian Krenn

Prince of Persia - The Sands of Time

ØØØØØ


(Ubisoft)

erhältlich für PC & PS2

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