Dr. Robert Moog 1934-2005
Die Elektronikwelt trauert um den Vater aller Knöpfe. Der geniale Erfinder, der die moderne Musik revolutionierte wie kein zweiter, verstarb am 21. August im Alter von 71 Jahren. 29.08.2005
Ohne Robert Moog gäbe es die elektronische Musik überhaupt nicht, oder zumindest nicht in der Form wie es sie bis in die 90er gab, bevor Computer im Studio die Herrschaft übernahmen. 41 Jahre lang entwickelte Moog Synthesizer - und seine Modelle sind legendär wie keine anderen.
Begonnen hat alles im Jahr 1954. Bob war fasziniert von der russischen Erfindung des Theremin. Im Keller seines Elternhauses bei New York stellte er gemeinsam mit seinem Vater die prototypischen Klanggeneratoren her. Diese waren in den 50ern in SF-Filmen sehr beliebt, man erinnere sich an die typischen "HuiHui"-Laute in Klassikern wie "The Day The Earth Stood Still" oder "Clockwork Orange". Auch das gänsehauterzeugende Pfeifen von "Good Vibrations" der Beach Boys wurde mit einem Moog-Theremin generiert. Es dauerte nicht lange, da entdeckte Bob das unendliche Potential, das in Voltage Controlled Oscillators (VCOs) schlummerte. Gemeinsam mit dem Experimentalkomponisten Herbert Deutsch entwickelte er in mühevoller Kleinarbeit das erste Moog-Modularsystem, ein Monster, das kaum in einem Zimmer Platz fand.
Nach der Präsentation vor der Audio Engineering Society Convention 1964 begann er unter der Marke "Moog" kommerziell Synthesizer herzustellen. Schon bald wünschten sich die Musiker portable Geräte "for the road" und so verfeinerte Bob seine Schaltungen und Modelle immer mehr und mehr.
Moogs Maschinen erlaubten es Musikern zuerst im Studio und später live auf der Bühne eine ungeheure Bandbreite an Sounds zu generieren. Sie konnten Naturgeräusche nachahmen oder außerirdische Sphären zum Klingen bringen - je nachdem, welchen Knopf sie umlegten oder welchen Slider sie verschoben. In der Zwischenzeit waren auch schon andere Synthies am Markt (z. B. Korg), aber Moogs Kreationen waren einfach vielseitiger und immerhin schon transportabel; für damals ein unbezahlbarer Bonus.
So richtig populär wurde der Moog durch Walter Carlos berühmtes Album "Switched on Bach", einen Meilenstein synthetischer Musik, der Platin und einen Grammy gewann. Von da an stieg die Nachfrage enorm. Der erste Moog, der Anfang der 70er nach Europa kam, war übrigens das transportable Modular-Modell 3P, das Florian Fricke (Popol Vuh) auf dem Album "Affenstunde" spielte. Fricke vermachte ihn später Klaus Schulze. Aber auch die Beatles verwendeten einen Moog-Synthie auf "Abbey Road". Der neue Sound paßte einfach perfekt in den gerade aufkeimenden progressiven Stil (in Deutschland auch "große kosmische Musik" genannt).
1970 wurde der Minimoog vorgestellt, der klassische monophone Synthie schlechthin. Oft kopiert und nie erreicht, wurde er von Bands wie Pink Floyd, Kraftwerk, ELP, Devo, Klaus Schulze, Herbie Hancock, Chick Corea, Thomas Dolby, Vince Clarke bis hin zu Apollo 440, The Prodigy oder The Orb verwendet.
Die Verschiedenheit der Musiker und deren Stile von Klassik über Jazz bis hin zu Rock und Progressive beweist auch die einzigartige Flexibilität der Moog-Synthesizer. Egal ob Basslinie, Drones oder verrücktes Zirpen, Strings oder Drumsounds, alles steckte in diesem kleinen Wunderwerk.
Bob Moog verließ seine Firma 1977 und gründete Big Briar, die Firma, für die er bis 2002 Soundmodule und Synthesizer herstellte. 2002 forderte er auch den Namen "Moog" von seiner alten Firma zurück. Diese hatte die Produktion 1986 eingestellt. Der Strom der Kunden riß indes nie ab: Dieser Tage heißen sie NIN, Pearl Jam oder Beck.
Obwohl die Konkurrenz riesengroß ist, genießen Moog-Synthies seit jeher einen gewissen Kultstatus. Verantworlich dafür war nicht nur die liebevolle Verarbeitung, sondern auch ein spezieller 24db/Octvave-Filter, der von keiner Firma je abgekupfert werden konnte. Vergleicht man etwa den Moog "The Rogue" mit Sequential Circuits "Pro One", dann liefert der Moog ganz einfach mehr Druck im Bass und klingt fülliger, wuchtiger, satter.
Bob Moog verwehrte sich zeitlebens gegen Titulierungen wie "Vater des Synthesizers" oder "Erfinder des Synthesizers". In einem Interview im Jahr 2000 sagte er: "Ich bin ein Techniker, ein Werkzeugmacher, und die Musiker sind meine Kunden."
Er hinterläßt sein Frau Ileana, seine Kinder Laura, Matthew, Michelle und Renee sowie seine Ex-Frau Shireleigh und seine Stieftochter Miranda. Die Beisetzung erfolgte in Asheville, North Carolina.
Das Wiedersehen mit Bayerns Besten gerät auf deren sechstem Album zu einer sanften und melancholischen Reise ins Innere.
Die Ambient-Dub-Veteranen geben ein starkes Lebenszeichen von sich. Ihr vor einem Jahr exklusiv für den japanischen Markt erschienenes Album ist nun weltweit erhältlich.
Das mehr als zehn Jahre erwartete dritte Album des nach einer englischen Hafenstadt benannten Trios bietet alles mögliche - nur nicht das, was sich der ausgehungerte Fan erwartet hat ...
Trent Reznors neues Werk besteht aus 36 Instrumental-Songs, die über das Internet vertrieben werden. Trotz fehlenden Gesangs hört man deutlich, wer da an den Reglern saß.
Die Gründerväter des Gothic-Rock präsentieren nach 25 Jahren Pause ihr fünftes Studioalbum "Go Away White". Ernst Meyer begibt sich zu diesem Anlaß auf Zeitreise.
Zwischenstation Zugänglichkeit? Der neunte Longplayer der Herren Booth und Brown ist in 20 Sound-Miniaturen gegliedert, die man guten Gewissens Popsongs nennen könnte. Na ja, zumindest fast ...
Kommentare_