Frequency Festival 2005
18.–20. August 2005, Salzburg-Ring
Die Überraschung des Tages am "Oasis-Tag": The Others klingen wie The Jessica Fletchers. Und Oasis sind, was sie sind. Der EVOLVER berichtet von Tag 1 des Frequency. 24.08.2005
Überraschungen haben den Vorteil, daß sie – ob positiv oder negativ - alle nur denkbaren Gefühlsregungen auslösen können, weil man gerade mit dem Eintritt der Überraschung nicht an diese denkt. In Salzburg gestaltet sich das so: Einmal nur kurz hingesetzt, um nach einer saukalten und etwas kurzen Nacht rechtzeitig zum ersten Österreich-Konzert der Garage-Rocker The Others wieder fit zu sein, und schon stehen The Jessica Fletchers auf der Bühne. Die Freude wegen der kurzfristig für die Band Doves eingesprungenen norwegischen Retro-Rocker ist groß, auch wenn die Jungs heuer in den heimischen Konzert-Arenen inflationär oft aufgegeigt haben. Aber gegen den wunderbaren Sound der "Bloody Seventies" ist man schlicht machtlos, wenn einem da Happy-Songs wie "Summer Holiday & Me" vorgesetzt werden.
Mit der Aussage "This Is For The Poor", schlägt Dominic Masters, der schräge Mastermind der Briten The Others in eine andere Kerbe. Garage-Rock mit Bewußtsein für Probleme sozialer Unterschichten, könnte man es geschwollen ausdrücken. Selten hat man in der jüngeren Rockgeschichte einen Sänger so vollgepumpt mit allen möglichen Rock’n’Roll-Ingredienzien aufrecht auf einer Bühne stehen sehen. Gleich zwei "Assistenten" wurden gebraucht, um das Mikrofonkabel des Sängers alle paar Minuten wieder zu entwirren. Um seine häufig gebrauchten archaischen Wort-Rümpfe "Ba ba baoh" in die Menge zu rotzen, brauchte er sein Mikrofon nicht immer. Schließlich wußte er nicht immer genau, ob er jetzt eines in der Hand hat oder nicht. Aber wozu hat man seine Helfer ...
Der Gitarrist in schwarzer Kleidung und Fliegerbrille sah dann als Draufgabe mit seinem Wuschelkopf auch noch Melvins-Mastermind Buzz Osborne zum Verwechseln ähnlich und räumte mit klarem Abstand des Poser-Award des ersten Tages ab. Soundtechnisch muß man den Anderen einen Hang zu Mut und Frechheit hoch anrechnen: So ein dissonantes Sound-Gewitter bekommt man nicht alle Tage zu hören: Respekt!
Der nette College-Buben-Rock der Herren Weezer rund um Rivers Cuomo ist dann nicht mehr als sehr sympathischer Pausenfüller. Souverän und abgebrüht kommt ihr Set daher, ohne viele Ecken und Kanten, gespickt mit einem Hit-Feuerwerk ("Buddy Holly", "Beverly Hills", "Island In The Sun" etc.) und dennoch so aalglatt, wie wenn eine Schallplatte auf der Bühne abgespielt wird.
Und dann enterten die Herren die Bühne, die so – also in Vollbesetzung mit beiden Gebrüdern Gallagher – noch nie in Österreich aufgetreten sind. Und allen möglichen vergangenen Konzertberichten aus dem Ausland zum Trotz, die man gerne widerlegen würde: Oasis sind einfach, was sie sind. Arrogant, großkotzig, derb, desinteressiert und unbeweglich ähnlich einem Stativ. Und dennoch: einfach großartig. Die wildesten Adjektive, die man den Herren aus Manchester angesichts ihres Verhaltens auf der Bühne entgegenschleudern will, verblassen von einem Augenblick zum Nächsten, wenn Oasis Klassiker wie "Champagne Supernova", "Morning Glory" oder die obligatorischen
"Wonderwall" und "Don't Look Back in Anger" in die sternenklare Nacht wirft. Stücke des neuen Albums "Don't Believe The Truth" werden zwar souverän heruntergespielt (und vom Publikum verhalten goutiert), können aber niemals so glänzen wie die alten Hadern oder die riesige Lichterkette im Bühnenhintergrund, die man zu Ehren Oasis’ aufgehängt hatte – für 75 Minuten Spielzeit. Lustiger als die für einen Headliner unwürdige Konzertlänge waren die kargen Wortmeldungen von Sänger Liam, der einen Fan, der kurzzeitig auf die Bühne gelangt war, noch nach 10 Minuten als "Fucking Bastard" beschimpfte. Einmal wäre die Situation auf der Bühne zwischen dem ungleichen Brüderpaar fast eskaliert: Ein zu schneller Refraineinsatz von Noel im Background sorgte fast dafür, daß Liam die Bühne für immer verlassen hätte. Nicht nur für die Songs, bei denen Bruder Noel ans Mikro tritt. Aber dieser Aussetzer Liams wäre dann keine Überraschung gewesen ... Stattdessen wurde man mit dem The-Who-Klassiker "My Generation", dem besten Song des Abends, in die saukalte Nacht entlassen.
Frequency Festival 2005
18.–20. August 2005, Salzburg-Ring
Auch das zweite Album der Guns-N´Roses-Nachfolgeband um den härteren Drogen nicht abgeneigten Gitarrero Slash besticht wieder durch erdigen, kompromißlosen Rock. Trotzdem wird Sänger Scott Weiland dem Vergleich mit Axl Rose niemals standhalten können.
Amerikanische Surf-Pop-Gitarren aus Kalifornien und britische Beats aus den 60ern, vereint mit deutschen Texten und einer Prise Schlager? Für dieses illustre Quartett kein Problem.
Wild raw Rock´n´Roll: Die heimische 60s-Garage-Rock-Combo sorgt nicht nur in Österreich für gehöriges Aufsehen. Jetzt ist der erste Longplayer der wüsten Retro-Rocker erschienen.
Guns N´Roses sind wieder da - ohne Radlershorts, Bandana und Slash, dafür aber mit einer fulminanten Bühnenshow, die mit alten Hits und neuen Krachern gespickt ist.
Die Reinkarnation eines Glamrock-Giganten, oder: Das Aufflackern einer Legende in der stürmischen pannonischen Tiefebene. Guns N´Roses spielen wieder mit dem Feuer.
Den Einzug in Stadion-Rock-Sphären haben die Schweden-Poser mit ihrem dreckig-verschwitzten Rock zum Glück noch nicht geschafft. So kann man sie weiter in kleineren Venues erleben.
Kommentare_