Musik_Alias - Muted

Ohne Worte ... beinahe

Angewandtes Fesselsprengen: HipHop goes Electronica - und zwar so weit wie schon lange nicht mehr. Anticon, übernehmen Sie!    02.12.2003

Die trennende Hürde zwischen Relevanz und Meterware an der innovativ-zugigen Nahtstelle von (Instrumental-)HipHop und Electronica wurde von den zuckrig-zuckenden Anordnungen von Scott Herren/Prefuse 73 (und in weiterer Folge auch Dabrye etc.) ohnehin auf ein bereits beängstigend hohes Level geschraubt. Doch Anticons Beatbastler extraordinaire, Brendon Whitney aka Alias (u. a. Deep Puddle Dynamics), nimmt sie mit Würde, wenn auch erst im zweiten Anlauf.

Sogar für ein so weit abseits gängiger Genrekonventionen operierendes Label wie Anticon muß der Alias-Zweitgeborene (nach dem doch etwas traditionelleren "The Other Side Of The Looking Glass" vom letzten Jahr) wie eine nicht unriskante Zäsur wirken: So wenig gerappt wurde in letzter Zeit auf keiner dem engeren HipHop-Kontext verwurzelten Platte, so wenig bloß erahnt werden wie auf "Muted", konnte er, der Kontext, oft als nur noch flüchtig verhuschter Schemen der eigenen Abkunft im Hintergrund durchs Klangbild tapsend, schon lange nicht mehr.

In ihrer latent unterschwelligen Wunderlichkeit verstehen sich Alias´ Tracks auch eher als transatlantische Replik auf europäische Feinkost-Electronica der Marke Warp oder Morr Music denn als Fortschreibung seiner Produzententätigkeit für Sole oder Sage Francis, verheddern sich dabei zeitweilig gar in Ambient-Wolken oder auch im traumwandlerischsten Pop-Kleinod dieses Herbstes, "Unseen Sights", einer Kollaboration mit Notwists Markus Acher. File under: grandios.

Christoph Prenner

Alias - Muted

ØØØØ


Anticon/Trost Records (USA 2003)

Links:

Kommentare_

Kino
Viennale 2012/Journal III

Me vs. The Mob

Im finalen Teil der EVOLVER-Festival-Berichterstattung müssen sowohl Woody Harrelson als auch Mads Mikkelsen mit einem ihnen feindlich gesinnten Umfeld fertig werden - freilich aus ganz unterschiedlichen Gründen. Hereinspaziert in "Rampart" und "Jagten".  

Kino
Viennale 2012/Journal II

Sehen und Raunen

Alte Helden, neue Helden: Takeshi Kitano findet in "Autoreiji: Biyondo" langsam wieder zu seiner Form zurück, verheddert sich aber letztlich zu sehr in der Handlung. Dafür darf Ben Wheatley nach "Sightseers" endgültig in die Riege der erstaunlichsten europäischen Regisseure aufgenommen werden.  

Kino
Viennale 2012/Journal I

Perspektiven-Rausch

Bleibende Eindrücke der ersten Viennale-Tage: Die akribische Doku "Room 237" zerlegt "The Shining" in alle Einzelbilder, die große Matthew-McConaughey-Schau "Killer Joe" dafür Hendln in mundgerechte Portionen.  

Kino
Das Bourne Vermächtnis / Interview Jeremy Renner

Der zweite Mann

Plötzlich A-List: Spätestens seit seinen Auftritten im "Avengers"-Film und im vierten "Mission: Impossible"-Teil gilt Jeremy Renner als Hollywoods kommender Superstar, auch wenn er darin eher nur in der zweiten Reihe stand. Im aktuellen "Bourne"-Sidequel spielt er nun auch erstmals in einem Blockbuster die Hauptrolle - zumindest so lange, bis Matt Damon wieder zurückkehrt. Der EVOLVER hat den 41jährigen zum Interview getroffen.  

Kino
/slashfilmfestival 2012

Sieben /slash-Schönheiten

Daß das /slashfilmfestival im Wiener Filmcasino eine gar nicht genug zu lobende Bereicherung der heimischen Kinolandschaft darstellt, hat sich längst herumgesprochen. Der EVOLVER stellt ausgewählte Glanzlichter des dritten Durchgangs vor.  

Kino
Viennale 2011/Journal III

Sturm und Zwang

Das dritte und letzte Kapitel unserer Viennale-Berichterstattung steht im Zeichen der Unruhe vor dem Sturm - und damit der beeindruckendsten Arbeit des Festivals: "Take Shelter".