The Others - The Others
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Mercury/Universal (GB 2004)
Der Sänger dieses neuen englischen Hype-Spektakels, Dominic Masters, im exklusiven Interview mit dem EVOLVER über Stagediver, Fan-Nähe und Guerilla-Gigs in U-Bahnen. 19.04.2005
Und täglich grüßt das Murmeltier. Mit der Retro-Garage-Rock-Combo The Others und ihrem selbstbetitelten Debütalbum schwappt "The Next Hot Shit" aus dem Land mit den vielen roten Ziegelhäusern zum Festland Europas hinüber. Wieder wußte das englische Hype-Magazin "NME" aufklärerische Arbeit zu leisten und betitelte die englische Band rund um den charismatischen Frontmann Dominic Masters als "Britain's Most Worshipped New Band". Der schon namenstechnisch begründete Hinweis auf zahlreiche Querverweise zu "The"-Bands wie The Libertines, The Strokes oder auch The Killers liegt musikalisch gesehen klar auf der Hand. Die USP hat sich die Band schon eher live erarbeitet: Unangemeldete Guerilla-Gigs auf Hochhäusern, in Parks oder auch in U-Bahnen und vor Radiostationen brachten ihnen nicht nur eine gehörige Reputation ein, sondern auch Heerscharen von Fans. Gerade zurück von einer explosiven UK-Tour bekam der EVOLVER den 27-Jährigen Sänger Dominic im Londoner Studio seiner Plattenfirma Universal an die Strippe:
EVOLVER: Die Musikgazetten in deiner Heimat quellen ja fast über vor Lob über euer Debütalbum. Hast du diesen schnellen Ruhm irgendwie erwartet?
Dominic: Schnell? Du willst mich wohl verarschen! Es hat uns satte zwei Jahre gekostet, bis die erste Single von The Others veröffentlicht wurde! Andererseits ist mir der sogenannte Ruhm auch ziemlich egal. Wir sind jetzt zwar im Radio, im Fernsehen. Aber ich bin mir der möglichen Kürze unseres Erfolges bewußt. Unser Vertrag schaut so aus, daß wir 40.000 CDs unseres Debüts alleine in England verkaufen müssen, um einen Plattenvertrag für unser zweites Album zu bekommen. 20.000 Alben sind schon über die Theken gewandert, es schaut also gut aus: Dennoch wäre ich überrascht, wenn wir in zehn Jahren eine Konversation über unser "Greatest Hits"-Package führen würden!
EVOLVER: Ist die Anekdote wahr, daß The Others einen Auftritt in der Tasche hatten, bevor überhaupt die Band gegründet war?
Dominic: Das ist korrekt. Ich war mit einem australischen Mädchen verheiratet, aber nach unserer Scheidung ging es mit mir ziemlich bergab. Ich verbrachte ein Jahr meines Lebens trinkend in verrauchten Musik-Pubs voll mit Losern. Irgendwann - weil ich dort immer mit Musikern abhing - wurde ich gefragt, ob ich auch eine Band hätte. Natürlich bejahte ich die Frage, um nicht mein Gesicht vor den Musikern zu verlieren. Als ich mich dann mit meinem fiktiven Band-Namen The Others als Headliner auf einem Konzert in diesem Pub wiederfand, war Eile geboten: Ich rief jeden Musiker und jeden Saufkumpanen an, den ich kannte. Nach einigen Probetagen machten wir dann wirklich auch das Konzert vor 150 Leuten. Und dann ging's richtig los.
EVOLVER: Ihr habt illegale Untergrund-Konzerte in der Londoner Tube oder auch in Parks gespielt. Ist das ein geschickter Marketing-Gag oder steckt da mehr dahinter?
Dominic: Wieviele Konzerte glaubst du sehen wirkliche Musik-Fans im Jahr? 100-150 Bands im Jahr in vielleicht zehn verschiedenen Locations oder Festivals? Viel also an Eindrücken kann bei einer derartigen Anzahl nicht hängen bleiben. Eines aber kann ich dir versprechen: Fans können sich an unsere unangemeldeten Gratiskonzerte in der Londoner U-Bahn und auf Hochhäusern genauso erinnern wie an den Sturm auf die BBC-Rezeption! Und das Feine ist, daß die Fans hauptsächlich via Handy oder Internet von unseren Aktionen mitkriegen ...
EVOLVER: Der Stil eurer Musik ist nicht unbedingt einzigartig. Wieso also seid ihr so attraktiv für Fans?
Dominic: Es ist unsere Zugänglichkeit. Wir sind wahrscheinlich nicht die beste Band der Welt, aber mit Sicherheit einer der zugänglichsten! Fans kommen bei uns nicht nur auf Konzert-Gästelisten, sondern können auch Aftershow-Parties mit uns feiern, sich mit uns treffen und so weiter. Ich weiß ja gar nicht, wie vielen Leuten ich schon meine private Handy-Nummer gegeben habe. Die steht ja jetzt auch im Booklet unserer neuen Single "William" drinnen. Und die Leute rufen dann auch an, ich erzähle ihnen was oder höre ihnen zu. Iggy Pop hat mich da geprägt. Bei einem seiner Konzerte kam er auf mich jungen Fan zu, und das Einzige, was er zu mir sagte, war: "Pretty Cool Haircut." Ich war enttäuscht, Fans wollen schließlich mehr haben.
EVOLVER: Was ist eigentlich die "853 Kamikaze Stage Diving Division"?
Dominic: Das ist unser Hardcore-Fanklub. Der Name ist mir gekommen, als sich Stagediver wie Kamikaze-Piloten in die Menge geschmissen haben ...
EVOLVER: Es ist fast unmöglich, in englischen Musik-Gazetten NICHT über deine Drogengewohnheiten zu lesen.
Dominic: Ich nehme Drogen, reguliere aber den Gebrauch. Naja, so wie man selbst halt glaubt, daß er reguliert ist ... Täglich - und das seit ich dreizehn bin - rauche ich aber nur Gras. Wie viele Leute mit ordinären Nine-To-Five-Jobs tun das nicht? Ich arbeite schließlich auch hart und brauche Drogen, um mich wieder beruhigen zu können. Der Nachteil ist vielleicht, daß ich dann zu viel rede. Wie jetzt ...
EVOLVER: Du bezeichnetest euer Debütalbum "'Definitely Maybe' for the 2000's". Glaubst du an einen ähnlichen Erfolg wie den von Oasis?
Dominic: Ich glaube, daß unser Album dafür zu "kalt" ist, vielleicht zu politisch. Wir sind eine Band für die "Working Class", sprechen soziale Themen an und stellen diese nicht - wie das unserer Gesellschaft macht - hinten an. Wir sind deshalb erfolgreich, weil wir unsere Fans so sozial behandeln, wie sie behandelt gehören.
EVOLVER: Wie schaut's mit eurer Zukunft aus?
Dominic: Demnächst steht eine kleine Europa-Tour vom 7. bis 14. Mai an, dann gibt's eine Japan- und wiederum eine UK-Tour. Ob wir in Österreich spielen, weiß ich noch nicht sicher. Falls wir zu euch kommen, würde ich aber aufpassen, ob wir nicht vielleicht einen Guerilla-Gig in der U-Bahn spielen ...
The Others - The Others
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