Saw
ØØØ
USA 2004
100 Min.
OF und dt. Fassung
Regie: James Wan
Darsteller: Leigh Whannell, Cary Elwes, Danny Glover u. a.
Regisseur James Wan liefert in seinem Debütfilm zwar Hochspannung nonstop, verheddert sich aber gegen Ende etwas in der Story. 11.04.2005
"Nach 'Sieben' kommt nicht Acht, sondern 'Saw'". Auf nicht gerade bescheidene Art und Weise wurde so der Debütfilm des australischen Regisseurs James Wan schon Wochen vor dem Kinostart angepriesen, wobei der Vergleich mit David Finchers "Sieben" vorsichtshalber schon einmal vorweg genommen wird. Es ist auch wirklich nicht zu leugnen, daß sich zwischen den beiden Filmen Parallelen finden.
Zur Handlung: Der Photograph Adam (Whannell) und der Arzt Larry (Elwes) sind jeweils an die gegenüberliegenden Seiten eines grindigen Kellerlochs gekettet. Die beiden Männer kennen sich nicht und haben auch keinen Schimmer, wie und warum sie in diese Situation geraten sind. Zwischen ihnen liegt ein Toter in einer Blutlache, der eine Waffe und ein Diktiergerät in der Hand hält. Als sie in ihren Hosentaschen jeweils eine Kassette mit der Aufschrift "Play Me" finden und diese abspielen, meldet sich eine verzerrte Stimme, die den Gefangenen Instruktionen gibt: Wenn Larry nicht bis sechs Uhr morgens Adam getötet hat, muß seine Familie dran glauben.
Schon in den ersten Minuten wird man in "Saw" mit sämtlichen Story-Elementen verwöhnt, die einen Horrorfilm spannend machen: eine ausweglose Situation, ein Ultimatum und ein irrer Mörder, dessen Identität unklar bleibt. Würde sich der gesamte Film in diesem Kellerloch abspielen, wäre "Saw" wahrscheinlich ein intensives Kammerspiel über Menschen in Grenzsituationen geworden.
Wan und sein Drehbuchautor/Hauptdarsteller Leigh Whannell packen jedoch Vorgeschichte und Hintergrundinformationen in eine unnötige Parallelhandlung, in der ein ambitionierter Detective (Glover) eine mysteriöse Mordserie aufzuklären versucht. Ab hier drängen sich dann auch die Vergleiche zu "Sieben" auf. Der scheinbar moralisch motivierte Mörder bringt seine Opfer in eine ausweglose Situation, läßt ihnen jedoch immer eine geringe Überlebenschance. Die kann allerdings nur durch größte physische oder psychische Überwindung genutzt werden.
Gerade weil der Film in den Kellerszenen am spannendsten ist, wären die Versatzstücke aus "Sieben" wirklich verzichtbar gewesen. Zwar funktionieren beide Filme spannungstechnisch auf ähnlichem Niveau, jedoch ist "Sieben" dramaturgisch um Längen ausgefeilter und überzeugender. Die verschiedenen Handlungsstränge bei "Saw", die immer wieder hin- und herspringen, stiften in erster Linie nur Verwirrung. Statt die Spannung auf einen kontinuierlichen Erzählstrang zu fixieren, wird der Film besonders in der ersten Hälfte dermaßen mit Rückblenden zugekleistert, daß die eigentliche Ausgangslage zunehmend aus dem Bewußtsein gerät. Die unlineare Erzählweise erscheint dabei teilweise etwas unbeholfen und verleiht dem Film auch keine komplexere Struktur oder tiefere Ebene, sondern bleibt reiner Selbstzweck. Ähnlich verhält es sich mit der Ästhetik aus schnellen Schnitten, Zeitraffer und farblichen Verfremdungen, die in Verbindung mit dem Industrial-Pop von Charlie Clouser (Nine Inch Nails) allzu illustrativ wirkt. Was man aber James Wan und seinem Team anrechnen muß, ist das hohe technische und visuelle Niveau auf dem sich "Saw" trotz seines verhältnismäßig geringen Budgets bewegt.
Fakt bleibt jedoch: Je mehr sich die Handlung dem Ende nähert, desto schwächer und konstruierter wirkt der Film. Zwar bleibt uns ein Happy End erspart, doch die Aufdeckung des wahren Mörders wirkt an den Haaren herbeigezogen, wovon auch die zahlreichen 180°-Plot-Twists nicht ablenken können. Seiner unglaubwürdigen Lösung zum Trotz, ist der Film dank akzeptabler Hauptdarsteller und fieser Sound-Effekte bis zur letzten Minute spannend und sogar noch ein wenig länger. Denn das Grauen verpufft nicht gleich am Schluß, sondern setzt sich noch ein wenig im Kopf fest, genau wie die Schreie, die man am Ende von "Saw" bis in den Abspann hinein hört.
Saw
ØØØ
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