Karl-Markus Gauß - Die Hundeesser von Svinia
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Zsolnay-Verlag (Wien 2004)
Ein Reisebericht über die Begegnungen mit den Ausgestoßenen unter den Ärmsten der Europäer - den Roma der Slowakischen Republik. 31.03.2005
Im Osten der Slowakischen Republik, knapp eine Flugstunde von der Hauptstadt Bratislava entfernt, liegt das Dort Svinia. Es unterscheidet sich von anderen Punkten auf der slowakischen Landkarte nur durch eine Roma-Siedlung, die für Karl-Markus Gauß "eine Vorhölle auf Erden" darstellt. In Svinia leben "die Ausgestoßenen unter den Ärmsten der Europäer, Roma, die so lange umgesiedelt, verfolgt, mißachtet wurden, bis sie ihre eigene Geschichte vergaßen." Die "Degesi", die Hundeesser, mit denen kein Roma-Clan zu tun haben will, geben dem Buch zwar den tragischen Titel, stehen aber nicht alleine im Mittelpunkt von Karl-Markus Gauß´ Reisebericht der anderen Art durch die Slowakei. Etwa 400.000 Roma leben zwischen Bratislava und Kosice, fast alle in zerfallenden Siedlungen am Rande der menschlichen Vorstellungskraft. Die EU-Osterweiterung hat ihnen keine Vorteile gebracht; im Gegenteil: die Slowakei, die den Roma nie eine gute Heimat war, wurde von der Europäischen Union sogar angehalten, sie an einer Abwanderung in andere Länder des Staatenbundes zu hindern.
Im Schatten dieser großen Ereignisse erforscht Gauß die "kleinen" Dinge des Alltags, die zum Teil einer Welt angehören, die vom Aussterben bedroht ist. Wer nicht mit eigenen Augen gesehen hat, unter welchen Bedingungen die Roma in Svinia "leben", erkennt nur einen Teil des Bildes, da Gauß auf die Schilderung der zwar plakativen, aber ebenso notwendigen Details verzichtet. Das macht seine Aufzeichnungen nicht unscharf, es erspart dem Leser bloß, sich selbst dort zu sehen und mit nackten Füßen durch den Dreck zu stapfen. Der Autor sucht keinen Schuldigen für das "Roma-Problem" - er präsentiert keine Lösungen, sondern verschiedene Sichtweisen, die unter anderem deutlich machen, daß viele Vorurteile gegen die Roma auf einem wahren Kern basieren (bis hin zu fast schon mafiösen Geldverleiher-Strukturen).
Gauß´ Reisebericht ist frei von romantischen Verklärungen, mit denen sich Roma oft selbst sehen und die sich letztlich auf das Bild des leidenschaftlichen, bunt gekleideten und dem Schicksal mit Milde und Melancholie begegnenden Musikanten reduzieren. Er interpretiert nicht, sondern beschreibt Begegnungen und sucht nach Spuren. Dabei interessiert sich Gauß "für die Welt und nicht für deren Inbesitzname." Definitiv lesenswert.
Karl-Markus Gauß - Die Hundeesser von Svinia
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Zsolnay-Verlag (Wien 2004)
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