Musik_John Frusciante - Curtains

Schlaflieder

Das vorerst letzte der sechs Frusciante-Solowerke in Serie performt den klassischen Rauswerfer-Trick: Gähnmusik in Reinstform.    22.02.2005

Nachdem man das Akustik-Stück "When The Past Recedes" überstanden hat, das man vielleicht wegen seiner Mundhamonika und dem exotischen Solo von hundert anderen Frusciante-Songs dieser Art unterscheiden kann, und bei "Lever Pulled" trotz balladesker Atmosphäre der Verstärker zumindest eingeschaltet wird, ist man froh, daß "Curtains" nicht die zunächst angedachte, ausschließliche Unplugged-Platte geworden ist.

Was den neuen Langspieler allerdings nicht besser macht: Von den elf Tracks, die uns der Workaholic John F. präsentiert, bleibt auch nach mehrmaligem Konsum so gut wie keiner hängen. Hier rockt nichts wie "Inside Of Emptiness", da hat nichts die zeitlose Melancholie von "The Will To Death" und auch den futuristischen Blick von "A Sphere in The Heart Of Silence" sucht man vergebens. Zwar ist auf der letzten Platte des Albenmarathons 2004 die Gitarrenarbeit stellenweise absolut herausragend, die Stücke selbst sind jedoch zum Großteil leider nur belanglos: "A Name" könnte zweimal auf der Scheibe sein, man würde es vermutlich nicht bemerken, weil man sowieso dauernd das Gefühl hat, der Repeat-Knopf wäre eingeschaltet. "Your Warning" ist nicht nur im Wortsinne ein Schlaflied und "Time Tonight" vergißt man schon wieder, bevor es fertig gespielt ist. Einzig "Ascension" ist genau das, was Frusciante hier bei allen Songs erschaffen wollte: eine ergreifende klassische Gitarrenballade.

John Frusciante hat auf "Curtains" versucht, eine richtig ruhige Songwriter-Platte zu machen, eine Rotwein-Scheibe, die man auch mit der Freundin genießen kann - und ist genau daran gescheitert. Am Besten klingt er nämlich immer dann, wenn er ohne ausgearbeitetes Konzept einfach drauflos spielt und seine merkwürdigen Songs aus dem Ärmel schüttelt, ohne sie bewußt auf eine bestimmte atmosphärische Ebene zuzuschneiden.

Deshalb: leider nur Mittelmaß.

Sebastian Baumer

Kommentare_

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