Bright Eyes - I'm Wide Awake, It's Morning
ØØØ
Saddle Creek/Ixthuluh (USA 2004)
Teenage Angst im Doppelpack. Einmal konventionell, einmal ambitioniert und elektrifziert. Wozu aber das ganze Theater? 18.02.2005
Wer dieser Tage das angeblich einmalige songschreiberische Genie des Bright-Eyes-Kopfs (und Betreiber der Labels Saddle Creek und Team Love) anzuzweifeln sich bemüßigt fühlt, begibt sich erlebtermaßen auf dünnes Eis. Mit Conor Oberst sei einer der größten Songwriter dieser Generation - mindestens! - am musizierenden Werk, tönt es nahezu einhellig und nicht wenig schwanger an Bedeutung aus Fachmagazinkreisen. Liebe Meinungsmacher, seid ihr euch da ganz sicher? Echt?
Ist es nicht vielmehr so, daß es sich hier ein durchaus talentiert zu heißender Musiker schon in jungen Jahren recht bequem und zum Vergnügen des schon seit Äonen den nächsten Dylan herbeisehnenden Feuilletons eingerichtet hat in stilisiertem Selbstmitleid und funzeliger LoFi-Folkseligkeit? Und das so gut abgesichert, daß er es sich durchaus erlauben kann, zwei Alben zum selben Zeitpunkt zu veröffentlichen, mit Material, das unter normalen Umständen eher nur für einen rundherum runden Longplayer gereicht hätte? Wozu also kleckern, wenn man zuspruchsbeflügelt auch klotzen kann ...
Genug gemeckert – findet sich doch verteilt über die beiden Scheibchen auch genügend Hervorhebenswürdiges und Gelungenes. Tendenziell eher auf "Digital Ash In A Digital Urn", dem sogenannten "digitalen" Album, das den etwas angestaubt wirkenden Folkgestus hinter sich läßt. Dank klug gewählter Kooperationspartner wie Jimmy Tamborello (Dntel, The Postal Service) oder Yeah-Yeah-Yeahs-Gitarrist Nick Zinner findet Oberst darauf inmitten von programmierten Beats und Samples zu einer wesentlich aufgeräumteren Ausdrucksform, die seine Songs stimmiger und nachvollziehbarer macht. Nachzuprüfen auf "Gold Mine Gutted", der sehr ansprechenden Vorab-Single "Take It Easy (Love Nothing)" oder dem trostspendenden Rausschmeißer "Easy/Lucky/Free".
Der andere, traditionellere Zwilling, "I'm Wide Awake, It's Morning", schreitet wie erwähnt den Weg des recht soliden 2002er Durchbruchalbums "Lifted or The Story Is in the Soil, Keep Your Ear to the Ground" fort. Konventionelles Americana-Liedgut, fragile Harmoniegesänge, Pedal-Steel-Überschuß und Weltschmerz galore: All das wird man auch hier nicht missen müssen - genauso wenig wie einige Duette mit Country-Trällertante Emmylou Harris. Nur die Einsicht, was Oberst dadurch jetzt zur Stimme einer Generation oder auch nur zu einem der herausragenden Musiker ebendieser machen soll, bleibt dem Autor auch weiterhin verwehrt. Alles in allem: Nicht ungefällig, aber auch nichts, weswegen man nachhause schreiben müßte.
Bright Eyes - I'm Wide Awake, It's Morning
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Saddle Creek/Ixthuluh (USA 2004)
Bright Eyes - Digital Ash In A Digital Urn
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Saddle Creek/Ixthuluh (USA 2004)
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