Kreator - Enemy Of God
ØØØØ 1/2
Steamhammer/SPV/emv
(D/17. 1. 2005)
Die Welt wird immer schlechter. Wer´s nicht glaubt, soll Nachrichten schauen. Oder hören, was "Dr. Thrash" Mille Petrozza zu sagen hat. 15.01.2005
"Grotesque indifferent belief, systems have failed, rules can´t control, corrupt dictators forever dethroned", erkennt Mille Petrozza schon zu Beginn im gleichnamigen Opener des Albums "Enemy Of God". Also kein antireligiöser Titel, wie man denken könnte, sondern ganz klar eine Abrechnung mit der Weltgesellschaft, wie sie sich seit dem letzten Album "Violent Revolution" entwickelt hat. Natürlich zum schlechteren. Der 11. September 2001, die in Deutschland herrschende Arbeitslosigkeit sowie das immer löchriger werdende Sozialsystem haben Mille genauso zu seinen Texten inspiriert wie Machtinhaber, die mit harten Ausdrücken um sich werfen (bspw. Bushs "Kreuzzug"-Sager oder Osama bin Ladens Äußerung, George W. sei der Feind Gottes).
Nach dem letzten Track von "Enemy Of God" steht fest: keine andere Musikrichtung eignet sich dermaßen fabelhaft, das Angepißtsein so konsequent zu vertonen wie der Thrash-Metal. Kreator ballern mit riffgewaltigen Songs um sich und sind laut wie eh und je. Nein ... stimmt nicht ganz - denn natürlich ist Ex-Waltari-Gitarrist Sami Yli-Sirniö wieder mit von der Partie, der die so wichtigen messerscharfen Riffs und Akkordfolgen punktgenau in die Saiten schmettert. Somit präsentiert sich auch "Enemy Of God" als ein Stück Edelmetall, das durch seine derbe Qualität und die melodischen Parts jedem zu gefallen weiß - sei es im Titel-Track, der Single-Auskoppelung "Impossible Brutality", dem mit Black Metal versetzten und eingängigem Refrain glänzenden "Dystopia" oder der metallenen 80er-Rückbesinnung "Murder Fantasies". Und wenn Kreator dann noch zu den akustischen Gitarren greifen, führt das zu einem Wahnsinns-Track wie "Dying Race Apocalypse".
"Enemy Of God" hat somit das Zeug zu einem Klassiker. Nicht schlecht für eine Band, die immerhin schon zwanzig Jahre auf ihrem unheiligen Buckel hat. Und wer Slayer liebt und den "Kill ´em All"-Zeiten von Metallica nachtrauert, könnte durch dieses Album einen glücklichen Herzinfarkt erleiden. Denn mit Kreator ist eine würdige Nachfolgeband in den Thrash-Olymp eingekehrt und gedenkt, dort auch zu bleiben.
Kreator - Enemy Of God
ØØØØ 1/2
Steamhammer/SPV/emv
(D/17. 1. 2005)
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