Das Pop - The Human Thing
Haldern Pop/Ixthuluh (Belgien 2003)
Daß die Belgier mit ihrem zweiten Longplayer aufgehört hätten, interessant zu sein, kann man ihnen ja nicht gerade vorwerfen - ganz im Gegenteil. 01.12.2004
Gent mausert sich langsam, aber stetig zur heimlichen Hauptstadt Belgiens - zumindest, wenn dafür die florierende musikalische Szene als Maßstab angelegt wird. Am Vlasmarkt 9 wird man etwa bei Kinky Star Records vorgelassen, die mit Barbie Bangkok oder Starfighter einige der spannendsten neueren Namen der belgischen Szene im Labelprogramm haben. Und auch in der Singer/Songwriterecke wird man fündig - Suchbegriff: Sioen.
Das Pop gehören zu den etablierten Künstlern der rund 220.000 Einwohner zählenden Stadt. Ebenso zählen sie zu einer der ersten Bands, die sich in der neuen Zeitrechnung bemerkbar machten. Ernst meinten sie es mit ihrer Band erst n. D. - nachdem dEUS Belgien international auf die Landkarte alternativer Musik gesetzt hatten, beschlossen die Mitglieder von Das Pop, den Alltag Alltag sein zu lassen, und lösten sich aus bindenden Broterwerbs-Jobs. Seit 1998 regeln sie ihr Leben allein durch die Musik. Die Vorbildwirkung der Göttlichen auf andere Bands ist unbestritten. Hier war endlich einmal jemand, der er es auch jenseits der Landesgrenzen schaffte, sich hervorzutun. "dEUS waren tatsächlich sehr wichtig für die belgische Szene", sagt Sänger Bent van Looy. "Zuvor zeigten zwar etwa Vaya Con Dios, das man von unserem Land aus Erfolg haben kann; nur haben die es auf einem ganz anderen Level versucht und geschafft. Das hat uns nicht interessiert. dEUS waren Ansporn für den alternativen Teil, weiter zu denken und es einfach auch zu versuchen. Wann immer sie ein neues Album veröffentlichen, wird das bei uns als Großereignis gefeiert."
Wo Pop draufsteht, muß er nicht notwendigerweise drin sein. Gut sichtbar angebrachte Deklarationen eignen sich bekanntlich ganz wunderbar als Ablenkungsmanöver vom Inhalt. Bents Band hat das nicht nötig und sich ihren Namen redlich verdient. Sie liefert Musik, der man sich nicht entwöhnen mag - das wäre ohnehin viel zu schwierig. Die Aufregung in den Melodien hält sich niedrig, ohne dabei aber easy listening zu werden: Pop in feinfühligster Form eben. Die Stücke graben sich unaufdringlich bis ins Herz, das auch von den zur Veröffentlichung des Debütalbums gedruckten T-Shirts leuchtet.
Mit "I Love" gelang den Belgiern 2000 der Durchbruch ohne sonderliche Anlaufzeit. Der Nachfolger "The Human Thing" ließ auf sich warten. Hierzulande wurde das Schüren der Vorfreude bis in den Beginn des windverblasenen Herbsts verlängert - eine gute Entscheidung, denn in der kalten Jahreszeit sind warme Töne dringender nötig als je. Der Zwischenraum von mehreren Jahren gab zwar die Möglichkeit zur Pause, aber bei weitem keinen Anlaß zur Ruhezeit. Man netzwerkte und arbeitete mit anderen Künstlern, half bei ihren Produktionen aus - beispielsweise Venus In Flames - oder schloß sich überhaupt einem Zweitprojekt wie den oben bereits erwähnten Starfighter an.
Durch die Nebenbeschäftigungen spielte sich Bent van Looy frei, was sein Songwriting betrifft. Mit "The Human Thing" gibt er ein Statement wider die Kopflastigkeit, hin zum Gefühl. Das Album bleibt dabei ein Gemischtwarenladen emotions- und tanzfordernder Stücken. Aber auch auf der sprachlichen Ebene gibt´s Abwechslung: Nach dem Abspielen des englischen Programms fügt sich als Abrundung eine deutsche Version des Openers "You". "Du" könnte glatt als Zuckerstück an das deutsche Publikum verstanden werden, schließlich erscheint das Album dort bei Haldern Pop Recordings. "Mit der Übersetzung sind keinerlei Absichten in dieser Richtung verbunden", so Bent. "Was allerdings dahintersteckt, ist die Anfrage eines französischen Radiosenders, der eben eine französische Version von 'You' haben wollte, um sie zu senden. Dem sind wir gerne nachgekommen und haben das, weil es Spaß gemacht hat, auch auf deutsch fortgesetzt."
Schauen wir einmal, ob sich die Freude bis zum nächsten Album konservieren läßt.
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Haldern Pop/Ixthuluh (Belgien 2003)
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