Clean
ØØØ
F/Kanada/GB 2004
110 Min.
OmU
Regie: Olivier Assayas
Darsteller: Maggie Cheung, Nick Nolte, Béatrice Dalle u. a.
Olivier Assayas´ neues Opus ist eher durchschnittlich. Trotzdem setzt der Franzose mit dem unaufgeregten Drogendrama seiner Ex Maggie Cheung ein Denkmal. 18.11.2004
Zwei große Themen tauchten im Viennale-Angebot dieses Jahres wie ein roter Faden immer wieder auf. Das eine war Läuterung und die darin verborgene Hoffnung auf mögliche persönliche Erlösung, das zweite Film und Musik. Zufällig verbindet "Clean" beides, und das zugegebenermaßen ziemlich elegant.
Emily Wang (Maggie Cheung) ist eine heroinsüchtige, zickige Rock-Sängerin. Als ihr Mann, der abgehalfterte Musiker Lee Hauser, an einer Überdosis stirbt, kommt sie für ein halbes Jahr ins Gefängnis. Nach ihrer Entlassung steht sie vor dem finanziellen Nichts, und ihr achtjähriger Sohn Jay lebt bei den Großeltern. Lees Vater Albrecht (Nick Nolte) verbietet ihr jeden Kontakt mit dem Kind, solange sie nicht clean ist. Also zieht Emily zu Freunden nach Paris und beschließt den totalen Drogenentzug und nebenbei den Aufbau einer ganz normalen bürgerlichen Existenz - mit dem Ziel, Jay wiederzusehen.
Die etwas platte Story, die man in beinahe allen Details zu kennen scheint, lebt einzig und allein von der Darstellkunst Maggie Cheungs. Mehr noch, Olivier Assayas ("Irma Vep", "Demonlover") hat den Charakter Emilys komplett auf sie zugeschnitten. Als polyglotte, erfahrene Frau bewegt sie sich zielsicher zwischen verschiedenen Städten, Schichten und Lebenswelten. Erst als der Ernst der Lage sie zwingt, ist sie zu einem ganz und gar unglamourösen, reduzierten Alltag mit schlechtbezahlten Jobs bereit. Interessant ist, daß hier - übrigens eine Parallele zur Metallica-Doku - das unspektakuläre, geregelte und langweilige Familiendurchschnittsleben als das Erstrebenswerteste und Ort der Erfüllung propagiert wird. Es kommt eben auf die Perspektive an.
Dafür, daß nicht jeder Glamour restlos aus der Reinigung gekippt wird, sorgt die Musik, die in dem Film eine massive Rolle spielt. Zu sehen sind unter anderem Tricky und Ex-Mazzy-Star-Producer David Roback. Bei letzterem erhält Emily eine zweite Chance auf eine Gesangskarriere. Ob dies Versuchung oder der ersehnte Neustart ist, bleibt unklar, ist aber bei der positiven Grundtendenz des Films leicht zu erahnen. Die Vorhersehbarkeit der Geschichte ist das größte Manko von "Clean". Es fehlen die berühmten Ecken und Kanten, selbst die üblichen Seelenqualen und Prüfungen streift Assayas nur en passant. Ansonsten schafft die Heldin alles scheinbar mühelos, nach dem Motto "Wenn man nur wirklich will, kann man alles".
Als hilfreicher rettender Engel fungiert in den entscheidenden Momenten allerdings Schwiegervater Albrecht. Es ist schade, daß der großartige Nick Nolte recht eindimensional bleiben muß - ein gefühlvoller, guter Opa, der alle versteht und zusammenführt. Kritiker monierten, daß Assayas dabei hart am rührseligen Familiendrama entlangschrammt.
Weder Mittelmaß noch abgeschmackt allerdings ist die schöne unaufgeregte Kamera, die sogar die Normalität in tolle Bilder kleidet, sowie die geschmackssichere Musikauswahl für den Soundtrack zu einem sich läuternden Rock´n´Roll-Leben.
Clean
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