Tuxedomoon live
ØØØØØ
Szene Wien, 21.10. 2004
Am 21. Oktober gaben die vier Herren ein sensationelles Konzert in der Szene Wien. Walter Robotka sprach mit Violinist und Sänger Blaine L. Reininger. 29.10.2004
EVOLVER: Was war für Tuxedomoon der Grund, Musik zu machen? Eine Menge Musiker sagen, sie begannen zu komponieren, weil es keine Musik gab, die ihnen gefiel. War das bei euch auch so?
Reininger: Na ja, Steven und ich waren in einer Klasse für elektronische Musik, und als das Schuljahr zu Ende war, wollten wir einfach in dieser Musikrichtung weiterarbeiten. Zu Beginn waren wir gar keine richtige Band, wir spielten in Galerien und so, und wollten einfach elektronische Musik machen und dabei immer besser werden.
EVOLVER: Gab es damals musikalische Einflüsse für euch?
Reininger: Ja, ich habe immer eine ganze Menge Zeug gehört. Ich mochte psychedelische Sachen und Captain Beefheart und die Beatles. Am meisten gefielen mir die schrägeren Sachen, viel Elektronisches. Es gab da auch so eine Dada-Rock-Vermischung, auf Frank Zappas Label zum Beispiel ... Zappa selbst mag ich ja nicht so.
EVOLVER: Tuxedomoon ist eine Band, die äußerst schwierig in ein musikalisches Genre zu stellen ist. Wie würdet ihr selbst eure Musik jemandem beschreiben, der euch nicht kennt?
Reininger: Nun, diese Frage kommt oft ... besonders in ganz alltäglichen Situationen, am Flughafen zum Beispiel, wenn die Zöllner unsere Instrumente sehen und fragen "Was für eine Art Musik spielt ihr denn?" Wir sagen dann meistens "Äh, keine Ahnung, sie ist schräg, eklektisch-elektronisch." Das ist es eigentlich, was wir am häufigsten antworten.
EVOLVER: Ich habe im Internet gesurft, um zu sehen, wie andere Menschen eure Musik beschreiben - und bin da auf so gegensätzliche Attribute gestoßen wie "technoid bis avantgardistisch", "romantisch bis kühl". Und wenn es um Stile geht, dann tauchen da Rock, Jazz, Folk, Kammermusik, Avantgarde etc. auf. Kann eine Band all das sein?
Reininger: Ja, ich denke, das sollte möglich sein.
(Einwurf von Peter Principle: Nein, das ist unmöglich. Und wir sind auch genau all das nicht!)
EVOLVER: Zwischen dem vorletzten Studioalbum "You" und "Cabin in the Sky" lag eine lange Pause von 16 Jahren. Seht ihr einen Unterschied zwischen Tuxedomoon damals und heute?
Reininger: Nicht wirklich, wir sind halt älter geworden und wissen mehr. Junge Menschen sind oft arrogant, das sind ältere Männer nicht mehr. Wir wissen, daß wir nicht für immer leben werden, aber ansonsten sind wir die gleichen geblieben.
EVOLVER: Wie steht ihr zu dem "No Tears"-Remix von DJ Hell?
Reininger: Das ist eine absolute Ausnahme, wenn du mich fragst. Ich persönlich finde den Remix nicht einmal speziell gut. Aber wir bewegen uns ganz sicher in keiner Weise in diese Richtung. Die Tatsache, daß er den Remix gemacht hat, zeigt nur, daß er und sein Label an uns interessiert waren. Sie investierten Geld, und wir machten eine Tour im Kontext seines Labels. Als wir die neue Platte aufnahmen, kam er nach Italien und brachte uns ein paar Beats. Aber die bekamen wir von einer Menge Leute ... und bastelten auch selbst welche. Das ist eine Art zu arbeiten, die viele Leute heute betreiben: Du fängst beim Beat an und komponierst von dort weiter.
EVOLVER: Ich habe irgendwo gelesen, daß ihr gesagt habt, ihr habt jetzt kein Comeback, sondern ihr wart immer da. Was ist dann zwischen 1987 und heute passiert?
Reininger: Eine ganze Menge! Tuxedomoon hörten damals auf, als Tuxedomoon zu funktionieren. Die Band-Mitglieder arbeiteten aber oft in verschiedenen Kombinationen miteinander. Wir machten alle viel solo, um zu überleben und zu arbeiten ... Ich spielte ja auch in Filmen und im Theater; außerdem machte ich auf den Platten anderer Leute mit.
EVOLVER: Du lebst ja derzeit in Griechenland, Steven in Mexiko, und Peter in New York. Ist es da nicht schwierig für eine Band, zusammenzukommen und gemeinsam zu arbeiten?
Reininger: Ja, das ist es. Wir müssen uns gut organisieren und unsere Zusammenkünfte finanzieren ... Eine Band, die in derselben Stadt lebt, geht ins Studio und arbeitet, und das ist es. Aber wir müssen uns sogar ein Studio suchen, in dem wir uns treffen können. Deshalb sehen wir einander auch nicht so oft, wie wir das gern hätten.
EVOLVER: Aber ihr habt schon vor, nach dieser Tour als Tuxedomoon weiterzuarbeiten, oder?
Reininger: Ja, natürlich. Wir planen auch schon unser nächstes Album und werden bald beginnen, Songs dafür zu schreiben. Mit der Plattenfirma haben wir auch schon darüber gesprochen ...
Tuxedomoon live
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Szene Wien, 21.10. 2004
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