House of Flying Daggers
(Shimian Maifu)
China/Hongkong 2004
119 Min.
OmeU
Regie: Zhang Yimou
Darsteller: Takeshi Kaneshiro, Andy Lau, Zhang Ziyi u. a.
28. 10., 6 Uhr, Urania
Nach dem Erfolg von "Hero" versucht sich "House of Flying Daggers" als eine Art Fortsetzung. Trotz gleicher Stilmittel und teils auch Schauspieler ist er jedoch wenig gelungen. 26.10.2004
Seit Tsui Hark mit den ebenso rasanten wie farbenprächtigen Werken "Peking Opera Blues" oder der "Chinese Ghost Story"-Trilogie das Genre des Historien-Martial-Arts-Films wiederbelebte, versuchen sich Beiträge aus allen Lagern gegenseitig zu übertreffen. Von Ang Lees "Crouching Tiger Hidden Dragon" bis Quentin Tarantinos "Kill Bill"-Duo oder dem phantastischen "Zatoichi" von Takeshi Kitano darf sich der einschlägig interessierte Zuseher an hochkinetischen Kampfszenen, herzzereißenden Melodramen und wohldosierter exotischer Folklore weiden.
Mit "Hero" schuf der chinesische, international seit langem erfolgreiche Regisseur Zhang Yimou im Vorjahr einen wahren Meilenstein, was visuelle Opulenz und Perfektion betraf. Kämpfer, die vor atemberaubender Naturkulisse elegant übers Wasser laufen, sich in wehenden bunten Gewändern durch die Lüfte schwingen oder im schicksalschwangeren "Blade Runner"-Regen zum blutigen Showdown begegnen, verdrängten manch schalen politischen Beigeschmack im historischen Plot um höfische Machtkämpfe und eine verbotene Liebesgeschichte.
Klarerweise tischt auch "House of Flying Daggers" noch einmal dasselbe Erfolgsrezept auf und konzentriert sich über weite Strecken sogar besonders auf Romantik und das - natürlich tragische - Zwischenmenschliche. Doch was dem unentschlossenen Sequel um eine blinde, schöne Messerwerferin im Kampf gegen das herrschende Regime am meisten abgeht, ist nicht nur die charismatische Maggie Cheung, sondern das Herzstück eines Filmes überhaupt: nämlich eine Story. Dafür versteigt sich Yimou stellenweise in einen unglaublichen stilistischen Manierismus, der in seiner Exaltiertheit fast schon wieder reizvoll ist. Die virtuos choreographierte Eröffnungssequenz badet in einem wahren Farben-Overkill und zelebriert unter Aufbietung überbordender Exotik alle möglichen Klischees fernöstlicher Ästhetik und Körperbeherrschung.
Doch was wie ein energetisches Musical beginnt, kommt nie richtig in Fahrt. Beinahe lieblos aneinandergestückelt folgen Liebes- und Kampfszenen dem Lauf der Jahreszeiten, die begnadeten Körper in Action verkommen zu einer Art Nummernrevue mit computergestützten Martial-Arts-Effekten zwischen Blumenwiese und buntem Herbstlaub. In seinen besseren Momenten – und die gibt es auch, aber leider zu selten –, werden diese aufgrund ihrer Überstilisierung fast abstrakt. Eine Szene etwa spielt in einem Bambuswald. In irreales Grün getaucht, gleiten Figuren rhythmisch in und über den Baumwipfeln umher, begleitet lediglich von Geräuschen, menschlichem Keuchen und durch die Luft pfeifenden Waffen. Diese Form abstrakter Kampfballette könnte für das Genre einige neue Impulse liefern, doch leider hält der Film auch das nicht konsequent durch, sondern fällt wieder auf alte Strickmuster und reine Schauwerte zurück. Dadurch bleibt "House of Flying Daggers" seltsames Stückwerk, vermutlich entstanden am PC-Reißbrett und trotz malerisch in weißen Winterschnee vergossener Blutfontänen eigentümlich blutleer.
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