Video_Farscape - Season 1 & 2
Freibeuter der Galaxien
Seinerzeit dank idiotischer Sendepolitik leider untergegangen, gibt es die ersten beiden Staffeln der kreativ verspielten SF-Serie jetzt als wunderschöne Digipacks.
19.05.2005
Zu behaupten, Science-Fiction-Serien gäbe es wie Sand am Meer, wäre mit Sicherheit übertrieben. Einigen wir uns alle darauf, daß es verdammt viele sind. Was sie allesamt verbindet, sind ferne Galaxien, flotte Raumschiffe und diverse Aliens, die jedoch zu 99.9 Prozent stets humanoide Form haben und maskentechnisch das Mensch-mit-angeklebten-Spitzohren-Niveau nur selten übersteigen. Außerirdische Kreaturen waren eher dem Kino vorbehalten, bis ... "Farscape". Jim-"Muppets"-Henson-Sprößling Brian Henson hatte schließlich genug von den Spock-Derivaten und wollte dem Science-Fiction-Fan das geben, was es im Weltall geben muß, oder glauben Sie ernsthaft der Mensch wäre die Kröne der Schöpfung?
Gleichzeitig wollte Henson die Ressourcen, die im Jim Henson Creature Shop schlummerten für ein TV-Serienformat ausschöpfen. So entstand 1999 in Zusammenarbeit mit dem SciFi-Channel die SF/Fantasy-Serie "Farscape".
Boy, was Spielberg ever wrong. Close Encounters my ass.
Erzählt wird die Geschichte des Astronauten John Crichton (Ben Browder), einem von der Populärkultur "versauten" Draufgänger, der bei einem Raumfahrtsexperiment in ein Wurmloch gerät und plötzlich mutterseelenallein in eine fremde Galaxie geschleudert wird. Dort angekommen, rammt er nicht nur versehentlich ein fremdes Shuttle, sondern wird auch gleich an Bord eines riesigen Raumschiffs genommen, daß sich als biomechanischer Leviathan namens Moya herausstellt und zu allem Überfluß auch noch drei entflohene Häftlinge beherbergt: den Krieger D'Argo (Anthony Simcoe), die Priesterin Zhaan (Virginia Hey) und Dominar Rygel XVI. Das illustre Trio befindet sich auf der Flucht vor den "Peacekeepern", einer faschistoiden Weltallpolizei, die es auch auf den ahnungslosen Crichton abgesehen hat, da mit dem zuvor gerammten Shuttle dummerweise der Bruder eines Peacekeeper-Captain verunglückt ist. Und Captain Crais will Rache.
Crichton wird von den Flüchtlingen kurzerhand in eine Zelle verfrachtet, wo er auf die ebenfalls inhaftierte Peacekeeperin - Aeryn Sun (Claudia "Pitch Black" Black) trifft. Nach anfänglicher Feindseligkeit gegenüber den Flüchtlingen wird Sun durch die Ächtung seitens der Peacekeaper schließlich zur Verbündeten des kinderfreundlichen Wild-Bunch-in-Space.
Steht die erste Staffel, die im übrigen in einem Cliffhanger endet, noch ganz im Zeichen des gegenseitigen Kennenlernens und Bestehen wilder Abenteuer, so hat man sich in Staffel zwei großteils zusammengerauft und agiert als illustre Truppe, unterstützt durch einen weiteren Charakter: Chiana, eine lasziv durchgeknallte junge Diebin. Auch auf der Antagonisten-Seite wendet sich das Blatt. Neuer Oberbösewicht ist gegen Ende der ersten Season der Gedankendieb Scorpius, hohes Tier bei der Peacekeeper-Geheimpolizei, der übrigens optisch an Clive Barkers Zenobiten erinnert.
Im Gegensatz zu "Star Trek" & Co. gestalten sich die verschiedenen Erlebnisse rund um Crichton und seine außerirdischen Spießgesellen als erdiges Crossover zwischen traditioneller SF und Abenteuer-Plots. Voll doppelzüngigem Humor, guter Ideen und zahlreichen Anspielungen auf das Genre haben sich hier ein paar kreative Köpfe ausgetobt und gelungene Unterhaltung für Jung und Alt erschaffen, bei der auch das ansonsten vom Genre gemiedene Thema Kampf der Geschlechter nicht zu kurz kommt (sogar zwischen den Spezies!).
Im Laufe der zweiten Staffel wird der Grundton der unterhaltsamen Abenteuer zunehmend düster, zwischen den üblichen Einzelepisoden finden sich immer öfter zusammenhängende Mehrteiler, die es verstehen vor das TV-Gerät zu ketten.
Aufgrund hoher Produktionskosten und sinkender Zuschauerzahlen wurde die in Australien produzierte und vielfach ausgezeichnete Serie leider nach der vierten Staffel (wieder mit Cliffhanger) absetzt, dank großer und vor allem treuer Fanbase entstand vergangenes Jahr die vierstündige Miniserie "Farscape: The Peacekeeper Wars", die im Oktober vom SciFi-Channel gesendet wurde und alle offenen Fragen beantworten sollte.
(Die Treue der Fan-Community manifestierte sich übrigens neben zahlreichen Petitionen, Anzeigenschaltungen usw. anhand der Tatsache, daß es ihr sogar gelang das Produktionsbudget für eine Episode zu sammeln.)
Zur DVD-Aufbereitung: Jede Staffel ist jeweils auf acht - in einem wunderschön gestalteten Digipack steckende - DVDs verteilt und bietet neben Audiokommentaren zu ausgewählten Episoden diverse Featurettes, Videoprofile der Charaktere, Deleted Scenes und Booklets.
Bleibt zu hoffen, daß uns nicht nur die ersten vier Staffeln
von "Farscape" baldigst auf DVD erwarten, sondern eines Tages wieder neue Abenteuer rund um Moya und Co. gedreht werden. Sonst wäre es in den Weiten des TV-Alls nämlich ganz schön eintönig!
Jürgen Fichtinger
Kommentare_