The Faint - Wet From Birth
ØØØØ 1/2
Saddle Creek/Ixthuluh (USA 2004)
Tied to the past: Auch auf ihrem dritten Album orientiert sich Todd Baechles Band - besser denn je - am kühlen Eighties-Synthie-Electro. Und berichtet vom "Blutbad der Geburt". 21.10.2004
Welches es nun genau ist, weiß man nicht. Nur: Es muß schon ein ganz spezielles Kraut sein, das da wächst in Omaha, Nebraska. In diesem Kaff im tiefsten amerikanischen Wasteland etablierte sich dort während der vergangenen Jahre rund um das Label Saddle Creek eine der vitalsten Musikproduktionsnischen dieser Tage - mit Bands wie The Good Life, Azure Ray oder Now It´s Overhead. Allen voran und als Epizentrum der Szene stürmt Bright-Eyes-Mastermind Conor Oberst dahin, ein manisch-depressiver Songwriter-Jüngling, den manche für den Dylan unserer Generation, andere schlichtweg für einen tranigen L´Art-pour-l´art-Weltschmerzzerbrecher halten.
Wie dem auch sei: Todd Baechle war mit besagtem Oberst einmal in einer Band und ist seither auch heftigst mit dem Omaha-Zirkel verbandelt. Nur die Musik, die er mit seiner Band The Faint produziert, mag so gar nicht in das urige und verträumte Hinterlandidyll passen. Denn schon auf den ersten Alben "Blank-Wave Arcade" und "Danse Macabre" wurde heftigst mit harschen No-Wave-Ingredienzien geflirtet, wurden Synthie-Pop und Electro ins Indie-Rock-Bezugssystem eingeschleust. Zu erdig und unstylish, um am Electroclash-Hype mitnaschen zu können, zu abgedreht für Goth-Pop-Langeweiler, zu Dancefloor-orientiert für die Indie-Jugend.
So richtig recht machen konnten es The Faint trotz kurzfristigen Major-Deals also kaum jemandem. Woran sich mit ihrem dritten Album "Wet From Birth" hoffentlich einiges ändern dürfte: Darauf spitzen Baechle und Co. ihre ohnehin einzigartige Sound-Formel noch um einen Zacken eingängiger, härter, kurzum besser zu. "Wet From Birth" ist zugänglicher und zugleich vertrackter als die Vorgängeralben. Sucht den Rock im Dance und den Dance im Rock. Ist Arschwackler wie Trübsalaufbereiter (was einen Schreiber zu der Bemerkung hinrieß, The Faint machten "Gothic-Dancefloor-Emo"). Läßt denkwürdig schiefe Streicher auf dicke Basslines knallen ("Desperate Guys"), um im direkten Anschluß einen forschen EBM-Stampfer nachfolgen zu lassen ("How Could I Forget"). Bekennt sich unverfroren zur Hymnenherrlichkeit ("Southern Belles in London Sing") genauso wie zum enragierten Punk-Quickie ("Drop Kick the Punks"). Und klingt dabei doch wie aus einem Guß. Stimmig und seltsam. Nach "Hot Fuss" von den Killers ist "Wet From Birth" schon das zweite - wenngleich wesentlich düsterere - Album in diesem Monat, das knietief im Erbe der Achtziger steht und dabei dennoch im Sounddesign kaum weniger up-to-date sein könnte. Ein Wunder? Ein Wunder.
The Faint - Wet From Birth
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Saddle Creek/Ixthuluh (USA 2004)
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