Kino_Kino-News KW 38/2004

Einmal Hölle und zurück

Während Michael Moores Propaganda-Doku auch in österreichischen Kinos alle Rekorde schlägt, schlagen wir uns diese Woche mit Dämonen, Tigern und dem Führer herum.    17.09.2004

 

Klaus Hübner

Hellboy


USA 2003

122 Min.

Regie: Guillermo del Toro

Darsteller: Ron Perlman, John Hurt, Selma Blair u. a.

 

Lesen Sie dazu die ausführliche EVOLVER-Filmbesprechung.

 

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Der Untergang


D 2004

154 Min.

Regie: Oliver Hirschbiegel

Darsteller: Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara, Heino Ferch u. a.

 

Es wurde schon tonnenweise Senf zu diesem Film abgegeben, also halten wir uns kurz: Bruno Ganz ist definitiv der beste zeitgenössische deutschsprachige Schauspieler; neben ihm verblassen alle bisherigen Hitler-Darsteller und -Darstellungen. Oliver Hirschbiegel hat "Das Experiment" gemacht, also auch hier keine Diskussion. Den Produzenten Bernd Eichinger kann man ambivalent sehen, aber sein Beitrag zur Erholung und Internationalisierung der deutschen Filmszene und -kultur ist mit Sicherheit gewaltig. Und ob man Hitler als einen Menschen zeigen darf oder sowas ein Tabubruch ist, sollte Nachkriegskinder nicht so sehr kümmern – Verbote haben kaum je zu einer Problembeseitigung beigetragen. Trotzdem steckt hier wahrscheinlich die entscheidende Ambivalenz des Films. Hitler war nämlich bestenfalls die Karikatur eines Menschen. Er war ein Soziopath, der vor allem an jenen Dingen scheiterte, die einen Menschen zum Menschen machen - und die sind sicher nicht in spontanen Gefühlsregungen zu finden, sondern vielmehr in der Erkenntnis der geringfügigen Bedeutung der eigenen Existenz. Trotzdem: nicht uninteressant.

 

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Zwei Brüder

(Two Brothers/Deux Frères)


F/GB 2004

109 Min.

Regie: Jean-Jacques Annaud

Darsteller: Guy Pearce, Jean-Claude Dreyfus, Philippine Leroy Beaulieu u. a.

 

Lesen Sie dazu die ausführliche EVOLVER-Filmbesprechung.

 

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Der Ring des Buddha


D 2003

92 Min.

Regie: Jochen Breitenstein

Darsteller: Dalai Lama, Martin Abram, Toni Hagen u. a.

 

Im März 1960 gelangte der Schweizer Geologe Toni Hagen als einer der ersten Europäer, dem von der nepalesischen Militärdiktatur offiziell Einlaß ins Land gewährt wurde, ins Hochland des Himalaja, das er vermessen wollte. Er traf dort auf zerlumpte, ausgehungerte Flüchtlinge aus Tibet, deren Schicksal ihn so bewegte, daß er zum Menschenrechtsaktivisten wurde – und sich zeit seines Lebens für Tibet und das Schicksal seiner Menschen stark machte. Hagen ist heute 85 Jahre alt und immer noch eng mit dem Dalai Lama befreundet. Diese Spielfilm-Doku erzählt seine Geschichte. Und das gut.

 

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Mit Staunen und Zittern

(Stupeur et tremblements)


F/Japan 2003

107 Min.

Regie: Alain Corneau

Darsteller: Sylvie Testud, Kaori Tsuji, Taro Suwa u. a.

 

Amelie (Sylvie Testud) hat beschlossen, ein Jahr lang in Tokio für einen großen Konzern zu arbeiten. Sie kennt die japanischen Sozialgepflogenheiten und ist bereit, sich ihnen unterzuordnen. Aber die Europäerin in ihr verleitet sie doch immer wieder zu stillem Widerstand. Und der macht sich - für eine weiße Frau in Japan - nicht bezahlt. Immer mehr wird Amelie gedemütigt und degradiert, bis sie schließlich als Klofrau endet. Aber dann passiert doch noch Überraschendes ...

Der Film, basierend auf dem semiautobiographischen Roman der in Japan geborenen und aufgewachsenen Diplomatentochter Amélie Nothomb, ist vordergründig witzig und traurig. Dahinter allerdings steckt - wie schon in der literarischen Vorlage - die verständliche, aber im Grunde nicht sehr liebenswerte Bitterkeit einer jungen Frau, die sich keiner Kulturidentität zugehörig fühlt und sehr mit diesem Mangel an gesellschaftlicher Verwurzelung zu kämpfen hat. Ein tiefergehendes Verständnis der eigentlichen Problematik und der Motive des Hauptcharakters fehlt dem Buch und auch dem Film; alles konzentriert sich zu sehr darauf, Amelies Kampf auf die schrägen, verdrehten sozialen Normen der japanischen Gesellschaft zurückzuführen. Das gleitet allerdings massiv ins Klischee ab.

 

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Kukushka


Rußland 2002

99 Min.

Regie: Aleksandr Rogozhkin

Darsteller: Anni-Kristiina Juuso, Ville Haapasalo, Viktor Bychkov u. a.

 

Ein finnischer Soldat wird in Lappland gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in eine SS-Uniform gesteckt und mit einem Scharfschützengewehr an einen Felsen gekettet, um noch möglichst viele Soldaten der vorrückenden russischen Armee zu erledigen, bevor er selbst den - durch die SS-Uniform sicheren - Tod erleidet. Er kann sich befreien und landet auf der verschneiten Farm der jungen Witwe Anni, die ihm Unterschlupf gewährt. Ivan, ein russischer Deserteur, landet auf seiner Flucht ebenfalls auf der Farm, und auch ihn nimmt Anni auf. So treffen zwei Soldaten verfeindeter Armeen aufeinander. Aber für Anni sind die beiden bloß Männer - und sie war schon sehr lange einsam und allein. Weil keiner der Beteiligten des anderen Sprache spricht, kommt es immer wieder zu heftigen Mißverständnissen. Doch inmitten der tiefwinterlichen Landschaft, umgeben von Rentieren, eingeigelt in der warmen Hütte, ist zumindest die sexuell ausgehungerte Anni ziemlich glücklich.

Ein witziger, schräger Film, manchmal etwas platt, aber an sich recht rund und unterm Strich mehr als nur milde unterhaltsam.

 

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